Heute wurde der Taschenrechner erfunden – und die Geschichte scheint sich zu wiederholen.

Peter Goldammer
29. März 2023

Heute vor 56 Jahren, am 29. März 1967, schleppte der amerikanische Physiker Jack Kilby einen klobigen Metallkasten in den Konferenzraum von Texas Instrument. Stolz präsentierte Kilby dem Management den ersten batteriebetriebenen Taschenrechner. Eine Weltneuheit, denn die bisherigen Rechner wogen zehnmal so viel. Und sie brauchten eine Steckdose.

Doch die Direktoren von Texas Instruments zeigten sich wenig beeindruckt. Sie glaubten nicht, dass man mit solchen Geräten Geld verdienen könnte.

Sie sollten sich gewaltig täuschen.

Eine kleinere Version von Kilbys Prototyp ging 1970 in Serie, nachdem Texas Instruments sich mit dem japanischen Konzern Canon über die Produktion geeinigt hatte. Sie hieß „Cal Tech. Canon ersetzte sie kurz darauf durch die Pocketronic.

Allmählich kamen die Verkäufe in Schwung. Immer mehr Firmen produzierten nun die tragbaren Rechner, die 1972 durch kleinere Abmessungen erstmals taschentauglich wurden.

1974 gab es die ersten Taschenrechner für unter 100 Mark.

In den Alltag - auch der Deutschen - kamen die neuen Wunderwerke der Technik aber erst, als der Taschenrechner auch in den Schulen Einzug hielt. Das Wurzelziehen war bis dahin schweißtreibende Kopfarbeit der Schüler - nun half der Taschenrechner.

Streit mit den Schulbehörden gab es deswegen aber schon 1975. Baden-Württembergs Kultusminister Wilhelm Hahn (CDU) verhängte ein Verbot für Taschenrechner in den ersten sechs Schuljahren. Die Kinder sollten weiterhin im schriftlichen Rechnen als alter Kulturtechnik unterrichtet werden. Mit dieser Meinung stand er nicht allein.

Und der Streit ist bis heute nicht beigelegt. Zwar ist heute der Gebrauch von Taschenrechnern in der Schule erlaubt. Doch auch wenn die pädagogischen Bedenken ausgeräumt sind: Der Einsatz von Taschenrechnern in der Schule ist bis heute ein Ärgernis.

Auch Smartphones und Tablets sind bis heute nicht überall im Unterricht erlaubt, obwohl sie längst eine Alternative wären. Stattdessen müssen die Eltern für ihre Kinder aus einem Katalog eines der wenigen Modelle bestellen, die überhaupt zugelassen sind. Und das zu horrenden Preisen.

Es ist also alles andere als neu, dass heute über den Einsatz neuer Technologien und den damit verbundenen Verlust alter Kulturtechniken diskutiert wird.

Wir alle müssen uns mehr einbringen. Entscheidend für unsere Zukunftsfähigkeit ist eine gute Bildung. Deshalb ist es unsere Pflicht, mehr in die Bildung der nächsten Generationen zu investieren. Das gilt auch für die Reform der Schulen.

Damit die Ergänzung alter Kulturtechniken durch neue nicht wieder vierzig Jahre dauert.

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