Mein Brandbrief gegen das Mittelmaß

Peter Goldammer
12. Mai 2023

Der reichste Mann der Welt baut keine Raketen, fabriziert keine Autos, macht nicht in Smartphones und produziert auch keine Software oder Computer.

Der reichste Mann der Welt verkauft Handtaschen.

Bernard Arnault ist seit Ende letzten Jahres die Nummer Uno der Superreichen. Der Franzose hat Elon Musk als reichsten Mann der Welt abgelöst. Sein Vermögen ist größer als das von Warren Buffett und Mark Zuckerberg zusammen.

Es könnte uns egal sein, wer gerade welchen Platz auf der Weltrangliste der Milliardäre belegt. Doch wie und womit Monsieur Arnault sein Geld verdient hat, sagt viel aus über die Art, wie hier in Deutschland gemacht und gedacht wird.

Der französische Milliardär verdankt nämlich sein Vermögen nicht den heißesten technischen Innovationen. Im Gegenteil: Sein Reichtum gründet sich auf Technologien des 19. Jahrhunderts: biederes Handwerk, gepaart mit dem Rattern öliger Nähmaschinen und dem Blubbern kupferner Kessel.

Sein Konzern LVMH beherrscht Marken wie Louis Vuitton, Moët, Hennessy, Tiffany & Co, Loro Piana, Christian Dior und Hermès, um nur einige zu nennen - insgesamt gehören ihm über siebzig Luxusmarken.

Echte Waren mit echten Werten. Käuflich in echten Geschäften.

Das ist so ziemlich das Gegenteil des Geschäftsmodells von Elon Musk, Bill Gates, Jeff Bezos oder Mark Zuckerberg. Die werden in Deutschland seit Jahrzehnten zu Superhelden hochstilisiert. Warum das so ist, dazu habe ich meine eigene Theorie: Vielleicht, weil ihr Vorsprung zwar schmerzhaft war, sich aber alle damit trösteten, dass der Erfolg von Bezos & Co. auf technologischem Vorsprung beruhte. Sie saßen auf einem Technologiezug, der für uns abgefahren war. Schade, schade, aber da kann man nichts machen ...

Und dann kommt dieser Franzose mit seinen Handtäschchen um die Ecke. Und plötzlich entpuppt sich die These, dass wir nur deshalb von der Weltspitze abgehängt sind, weil wir die digitale Transformation verschlafen haben, als - ich kann es nicht anders sagen - Lebenslüge.

Bernard Arnault hat seine Milliarden eben nicht mit Vorsprung durch Technik gemacht. Sein Vermögen beruht auf Vorsprung durch Knappheit. Und auf einem Weltklasse-Marketing, das den Luxus von morgen gekonnt in Szene setzt.

Disruption ist keine Technologie. Disruption ist eine Art zu denken.

Es geht darum, ausgetretene Pfade zu verlassen. Anders zu handeln als bisher. Das Mittelmaß hinter sich lassen.

Louis Vuitton sei eine innovative Marke, sagteBernard Arnaultder Zeitung Le Figaro. Schöpfung muss immer Neuerungen einführen und überraschen, wobei dank der historischen Produkte die Kontinuität gewahrt wird.

Im Februar dieses Jahres wurde beiLouis VuittonderUS-amerikanische Sänger, Rapper, Musik- und Filmproduzent PharrellWilliamszum Kreativchef der Männerlinie ernannt. So geht Disruption. Man muss dafür nicht programmieren können. Man muss aber den eigenen Kopf umprogrammieren.

Liebe Geschäftsfreunde kann es sein, dass wir in Deutschland verlernt haben, das Mittelmaß zu verlassen?

Vielleicht sind wir so sehr damit beschäftigt, Krisen aller Art abzuwehren, dass wir vergessen haben, wie es geht: Weltklasse zu sein. Weltklasse wird man nicht, indem man verhindert, Bedenken äußert, Entscheidungen vertagt, Investitionen aufschiebt, das Marketing herunterspielt, das Wagnis scheut.

Hören wir auf, Weltmeister im Verbieten zu sein.

Meine Empfehlung: Ziehen wir uns zur Abwechslung mal nicht die Funktionsjacken an und machen uns auf den Weg zu einer Radtour in die Eifel. Schlüpfen wir lieber in unsere besten Anzüge und machen uns auf den Weg nach Paris. Wir schauen uns in den Luxusboutiquen von Bernard Arnault um. Dort kann man sich eine Scheibe abschneiden von der Kunst, Dinge zu verkaufen, die niemand braucht, aber jeder haben will.

In Interviews zitiert Bernard Arnault gerne Steve Jobs, der einmal gesagt hat: Ich bin mir absolut nicht sicher, ob es in 50 Jahren nach wie vor iPhones geben wird, aber ich bin mir sicher, dass wir noch Dom Pérignon trinken werden.

#marketing #kommunikation #weltklasse #petergoldammer

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